Kontakt
Clemensstraße 19
D – 56068 Koblenz
Mobil: 00 49 17 17 42 80 30
E-Mail: evamaria@enders.info
Internet: www.enders.info
Vita
- 1963 geboren in Koblenz
- 1985-1992 Studium an der Fachhochschule Niederrhein, Diplomierung als Textil- und Bekleidungsingenieurin und Textilgestalterin, Diplomarbeit über den Tachismus, geschrieben bei Prof. Rissa und Prof. K. O. Götz
- 1992 Gründungs- und Vorstandsmitglied der Aktionsgruppe Rheinland-Pfälzischer Künstler e. V.
- 1994 Reisestipendium: Peking – Innere Mongolei – Tibet, Atelierarbeit und Ausstellungsvorbereitung für die Ausstellung German Modern Art in Peking, China
- 1996 Gastprofessur an der Academy of Fine Arts Tianjin, China, erteilt durch das Kunstamt des Ministeriums für Kultur, Peking
- 1997 Teilnahme am Deutsch-Chinesischen Pleinair in Mecklenburg-Vorpommern
- 1997-1998 Gastvorträge in China: Peking Universität (BEIDA), Lhasa Universität Tibet
- 1999 Mitglied des Vorstandes des Fördervereins der Deutsch-Chinesischen Wissenschaftsstiftung der Peking Universität für Kulturgeschichte, Kunst und Technik
- 1999-2004 Lehraufträge und Gastvorträge an der Hebei University, Shijiazhuang und an der Kunstwissenschaftlichen Fakultät der Peking Universität, sowie an dem Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg der Tongji Universität
- 2002 Lehrauftrag an der Fachhochschule Jena: Fotografische Entwurfsgestaltung, Informatik
- 2007-2009 Jurymitglied, Stipendienvergabe Künstlerhaus Schloss Balmoral sowie Landesstipendienvergabe RLP
- 2009/10/11/12/13 Studienreisen und Ausstellungen in Indonesien, China und Marokko
- 2014 Übergabe des Gemäldes Nexus I in die Sammlung Moderner Religiöser Kunst der Vatikanischen Museen, am 12. November 2014, an Papst Franziskus in Rom.
- Lebt und arbeitet in Jena und Koblenz.
Öffentliche Sammlungen (Auswahl)´
- Vatikanische Sammlung, Vatikan
- Staatshochbauamt, Krefeld
- Kultusministerium Rheinland-Pfalz, Mainz
- Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, Mainz
- Deutsche Botschaft, Peking
- Deutsches Generalkonsulat, Guangzhou, China
- Kunstarchiv des Beamtenbundes und der Tarifunion, Berlin
- Beijing Cultural Development Foundation, Peking
- Swiss German University, Jakarta, Indonesia
- Museé de la Kasbah de Tanger, Marokko
- Krematorium, Eigenbetrieb Kommunalservice Jena
- RLP Vertretung des Landes bei der Europäischen Union, Brüssel, Belgien
Ausstellungen (Auswahl)
- 1994/99 Art Museum CNU, Peking
- 1995 Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund, Bonn
- 2000 Deutsche Botschaft, Peking
- 2000 Deutscher Pavillon, EXPO, Hannover Kulturbahnhof, Kassel
- 2002 PenPal Gallery, Guandong Museum, Guangzhou, China
- 2002 NEXUS I, Mittelrhein Museum Koblenz
- 2003 Jenaer Kunstverein e. V., Roter Turm, Jena
- 2003 Studioausstellung, Mittelrhein-Museum, Koblenz
- 2004/06 Galerie Incontro, Eitorf
- 2005 Haus an der Redoute, Bonn
- 2008 798 factory Beijing, Peking
- 2009 Koong Gallery, Jakarta, Indonesien
- 2010 DIALOG IV Beijing Jena, Volksbad, Jena
- 2012 Museé de la Kasbah de Tanger, Marokko;
- 2012 Galerie Waldspeicher im Kulturhof Krönbacken, Erfurt
- 2016 De Heart Center Champs Elysees, Paris, France
- 2015 NEXUS I, Mittelrhein Museum Koblenz
- 2016 arrondi, RLP Vertretung des Landes bei der Europäischen Union, Brüssel, Belgien
- 2017 MoGanShan, Shanghai
- 2017 Abtei Rommersdorf, Neuwied
- 2017 N EXUS III, Festung Ehrenbreitstein, Koblenz
- 2018 Städtische Galerie, Neuwied
- 2018 Städtisches Museum Waidspeicher, Erfurt
- 2019 Mittelrhein Museum, Koblenz
Fragile Lebenswelten
Eva Maria Enders formuliert heute eine Kunst der inneren Landschaften, des verinnerlichten Blicks, welcher die Essenz von Erinnerungen und der visuellen Erkundung eines inneren Universums des Erlebens in einer nach außen greifbaren, sowohl festen, als auch zarten Form widergibt. Ihre Arbeiten haben einen klaren vertikalen Aufbau und eine aufrechte Ordnung, die durch die scheinbare, lebendige Beweglichkeit der Formen und Muster, die ineinander und auseinander gehen, den Betrachter unbewusst in ihre Bahn ziehen, lenken, faszinieren.
Die Koblenzer Künstlerin ist eine Wandlerin zwischen den Kulturen, die einen langen Weg der Reflektion und Aneignung verschiedener kunstästhetischen Prinzipien zurück gelegt hat. Sie begann ihren künstlerischen Werdegang mit dem Studium der Textilgestaltung, doch schon bald scheint sie sich für die in der Avantgarde des beginnenden 20. Jahrhunderts bereits angekündigte Forderung nach der Gleichstellung aller Kunst- und Gestaltungsprinzipien einzusetzen. So hieß es in der Kunstbewegung der „Arts and Crafts“ um die Jahrhundertwende, dass es in den bildenden Künsten keine ranghöheren und keine rangniedrigen Gattungen geben dürfe. Es war damals eine innovative, frische und realistische Vision, in der Design, Möbel- und Textilkunst, darunter auch die Haut-Couture, gleichwertig mit Malerei, Bildhauerei und Architektur wertzuschätzen wären. Schon bald wird klar, dass auch Eva Maria Enders zwischen Design- und Malästhetik keinen Unterschied mehr macht. Die Entscheidung, während ihres ersten Studiums, den Unterricht bei Hajo Hangen parallel aufzunehmen und anschließend ihre Abschlussarbeit als kunsttheoretische Untersuchung der abstrakten, tachistischen Malerei Karl Otto Götz zu schreiben, stellen ihr fachübergreifendes Interesse für neue Denkweisen und der Wille, schon bald selbst zu experimentieren.
Das Wissen der Textilkunst, des Zusammenwirkens von Farben und Muster, der Harmonieverhältnisse zwischen Vorder- und Hintergrundfarben stellten eine solide Basis für die Entwicklung einer eigenen Interpretation der ästhetischen Sichtweisen dar, die in der tachistischen Malerei bereits durch die erste Künstlergeneration Gestalt (darunter Hans Hartung, K. O. Götz, Wols, Georges Matthieu) bereits zum Ausdruck gekommen sind. Bald schon folgten Projekte, Ausstellungen, Reisen und anschließend Gastprofessuren in China. Den Kontakt mit der chinesischen Kunstszene, sowohl diejenige aus der Volksrepublik, aus dem chinesischen Inland, aber auch außerhalb, insbesondere New York und Taiwan, hält Enders bis heutzutage aufrecht. Seit ihrer ersten Begegnung mit der klassischen chinesischen Malerei und insbesondere der Kaligraphie hat die Künstlerin mehrfach die Wichtigkeit ihrer Begegnung mit dem Daoismus und den darauf basierenden kosmischen Prinzipien betont. Seelische Regungen unmittelbar durch gestische Malerei sichtbar zu machen, sprich des in einer emotiven Haltung geführten Pinsels, sind Urprinzipien der chinesischen Kalligraphie, doch auch des europäischen Tachismus.
Fakt ist, dass chinesische Malerei bis Ende der 1980er Jahre die vollkommene Abstraktion in der Malerei schwierig fand, wenn nicht sogar vollkommen ablehnte. Doch Enders gelang der Spagat zwischen den zwei Kulturen und Sichtweisen. In Enders Arbeiten der vergangenen Jahre hat man demnach bloß das Gefühl, Bekanntes wieder erkennen zu können, sei es dies Wellen, Naturkulissen oder Landschaften. Was dabei zum Vorschein kommt, ist mehr das Gefühl des Wiedererkennens eines gewissermaßen Bekannten. Was bereits der russische Maler Alexej von Jawlensky mit dem Satz „Sehen mit geschlossenen Augen“ treffend beschrieb, gelingt es Enders in ihren Malarbeiten auch: etwas darstellen, nachdem man es lange und aufmerksam beobachtet hat, dann aber mit geschlossenen Augen, den Konturen der subjektiven Empfindung zu folgen und eine wesensähnliche, aber nicht naturgetreue Wiedergabe des vorhin Betrachteten, nachzuzeichnen. Alles fließt, alles wird zu etwas anderem, kann sich zurück verwandeln und bald eine neue Form suchen. In vielen Gemälden von Eva Maria Enders wird dieser Beschaffenheit der Dinge im Fluss angedeutet. In dem einen Augenblick scheinen sie greifbar und verständlich zu sein in ihrer Form, im nächsten sucht man wieder weiter nach einer neuen Facette des Gesehenen, denn es könnte auch was anderes gemeint sein. … (gekürzt)
Eva Maria Enders beginnt ihre Recherchen durchaus in der Natur, die sie in farbenfrohen, mannigfaltigen Fotografien festhält – ausgesuchte, monumental wirkende Naturkulissen, Orte, Pflanzen, Bäume, Mineralien – vollzieht jedoch in weiteren Schritten eine empfindsame, abstraktisierende Hinwendung zur Struktur, zur Beschaffenheit der Dinge. Es ist also die Struktur, die in der Kunst von Enders schon sehr lange ein Grundfaktor ihrer Kunst ausmacht. … (gekürzt)
Der Betrachter fühlt sich versucht, die geschaffenen Strukturen mit vegetalen Nerven oder Blattadern zu vergleichen und in der Tat, man könnte denken, es wären Reliquien des Lebens, oder noch mehr, als würde darin noch Lebendiges stecken. … (gekürzt)
So faszinierend der Einbezug und das Zulassen des Zufalls als gestalterisches Prinzip in Enders Kunst, den sie als Start-Moment zulässt und einbezieht, bei dem sie aber nicht verweilt und den sie weiter lenkt und ausbaut, so außergewöhnlich ist aber das Endergebnis: Fragile Lebenswelten, minutiös beobachtet, lebendige Strukturen. Ich habe mich, während meiner Recherchen zum Werk von Enders, gefragt, inwiefern die Lehre der europäischen Alchemie, der magischen Praxis der Verwandlung und Veredelung von Dingen, eine Parallele zur Philosophie des Dao vorweisen. Bewegung und Wandlung, Mikrokosmos und Makrokosmos sind Prinzipien, die den Arbeiten von Enders zu Grunde liegen – die gestische Malerei des Tachismus und die Anpassungsfähigkeit, bzw. das Replizieren und Neuinterpretation von vorgefundenen Formen der Umgebung, das in der Philosophie des Dao De Tschin ein zentraler Gedanke darstellt. Dort heißt es nämlich: „der Meister hat die Natur gemeistert“. Jedoch nicht in dem Sinne, dass er sie erobert hat, sondern indem er selbst, sein Tun und sein Denken zur Natur werden. Es bedeutet die Abwesenheit von Härte und Rigidität, die Hingabe ohne Widerstand, das in sich Aufsaugen und Verwandeln des still Empfundenen. Der Daoismus legt großen Akzent auf diese Transformation, die in dem Praktizierenden geschieht, aber auch der Elemente, denen niemals einen stabilen Zustand nachgesagt wird. So scheint es auch hier der Fall zu sein: Feste Materialien, doch fließende Muster, das Nachempfinden des umgebenden Lebens, eingebettet im faszinierenden Kontext universellen, alchemistischen Wissens.
Suzana Leu, M.A.
Kunsthistorikerin
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Ludwig Museum im Deutschherrenhaus