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E-Mail: art@tom-krey.com
Internet: www.tom-krey.com
Vita
1947 in Hohenstein-Ernstthal geboren, aufgewachsen in Garmisch-Partenkirchen
1968 ein halbes Jahr für die Deutsch-Französische Freundschaft in Frankreich: von August bis Oktober Sozialarbeit bei der Organisation „Jeunesse et Reconstruction“ in Bordeaux, von Oktober bis Dezember Sozialarbeit bei der „Operation Emmaüs“ von Abbé Pierre in Bordeaux. Nach einem beeindruckendem Besuch im Louvre in Paris, Beginn der Ausbildung in der Malerei
Ab 1969 wohnhaft in München und Ausbildung bei anerkannten Impressionisten. Schüler von Georg Kiste.
Meine zahlreichen Autoreisen in alle europäischen Länder und meine Segelreisen, auch als Skipper, im Mittelmeer und der Karibik, bereicherten mein Leben sehr und beeinflussten meine Malerei.
1983 Heirat. Es folgen 4 Jahre Studium der Malerei an der Axel-Andersson-Akademie, Hamburg und Seminarteilnahme im Kloster Steinfeld.
1991 Geburt meiner Tochter. 1993 verlegen wir unseren Wohnort nach Mechernich/Eifel. Ausbau eines Ateliers und ab da freischaffender Maler. Mein Werdegang führte mich vom Impressionismus über den Pointillismus zum Neo-Impressionismus und gelangte schließlich zu meiner Spachteltechnik, dem von mir benannten „Sectorismus“ (1997) und als logische Folge widmete ich mich auch der abstrakten Malerei.
1996 erste Annahme von der internationalen Jury der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler EVBK für die Jahresausstellung und von da ab Mitglied.
2004 Mein Gemälde „Der lächelnde Christus“ wird im Vatikan in Rom ausgestellt.
2006 5 Gemälde von mir werden in die Sammlung des „Museum Kunstforum Eifel“ in Gemünd aufgenommen. (Als einzig lebender Maler)
2015 entwickelte sich aus der Summe meiner Maltechniken im Bereich Contemporary Landscapes Painting eine neue zeitgenössische Darstellung meiner Gemälde, der ich den Namen „Ölpixel – Technik“ gab. (Die Maltechnik, auch die des Sectorismus, werden auf Wikipedia – Tom Krey – erklärt.) Damit strebe ich eine ganz persönliche Interpretation der Landschaft an und es sind mir neue autonome Harmonien parallel zur Natur möglich. Besonders die Elemente Luft, Erde und Wasser sind immer wieder Basis meiner Arbeiten.
In meiner Malerei bearbeite ich drei Gruppen: Portrait, Landschaften und abstrakte Malerei. Weiter erstelle ich Skulpturen für den öffentlichen Raum.
2017 malte ich zum Anlass des Jubiläums „50 Jahre Städtefreundschaft Mechernich/Nyons“ 5 große Portraits der Protagonisten wie den Bürgermeister von Nyons (100 x 90 cm), die französische Delegation (90 x 90 cm) und Konrad Adenauer (100 x 90 cm, kam anschließend auch in die Ausstellung der „Konrad-Adenauer-Stiftung“). Zum Festakt schenkte ich den Gästen ihre Portrait-Gemälde als mein Beitrag zur Europäischen Völkerverständigung. (Siehe dazu den Film von “Künstlerkanal-TV“ über die Vorstellung der Gemälde auf „You Tube“)
2017 schuf ich die Europa Knospe „Meine Stadt“, eine 4.50 m hohe, 400 kg schwere Stahlskulptur, die am 13.10.2017 im Beisein von 150 Gästen vor dem Rathaus in Mechernich aufgestellt und als neues Wahrzeichen der Stadt feierlich eingeweiht wurde. (Siehe dazu Filme von „Künstlerkanal–TV“ auf „You Tube“ über Herstellung, Transport und Einweihungsfeier)
Seit 1996 bis 2017 erfolgten bereits 15 Annahmen durch die internationale Jury der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler EVBK für die Jahresausstellungen.
Von 1996 bis 2017 Ausstellungstätigkeit mit über 120 Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland, so in Spanien, Italien (Vatikan), Frankreich, Belgien, Luxemburg und Holland.
Meine Malerei
von Tom Krey
Ich lebe und arbeite in der Eifel, die mir nach 25 Jahren, durch das gemeinsame wohnen mit meiner Frau und meiner Tochter in Mechernich, zur Heimat geworden ist. Die Eifel ist für mich eine Landschaft, die in mir Emotionen weckt, in der ich mich gerne bewege, mich geborgen fühle, die aber auch immer wieder Überraschungen bietet. Von hier kommt der Input, der sich mit vergangenem erlebten verbindet. Aus dieser Mischung ergeben sich neue Wünsche, Sichtweisen und Ideen, die ich verarbeiten möchte und die mich immer weiter führen. In diesem Moment hat mich die Malerei gefunden und meiner Fantasie Aufträge erteilt.
Das Wichtigste ist der Blick und dann die Beobachtung.
Die Kunst ist in der Natur enthalten!
Ich brauche zuerst einen Impuls der Wahrnehmung. Was nehme ich wahr?
Wie könnte ich das umsetzen? Jetzt male ich schon im Kopf!
Es muss mir nahe stehen! Warum nehme ich es wahr?
Es sagt etwas über mich aus. Jetzt arbeitet das „Bauchgehirn“.
Warum ich dieses Gefühl habe, weiß ich nicht, es ist in mir.
Indem ich es male, drücke ich es aus.
Die Leidenschaft drängt mich jeden Tag weiter.
Hier komme ich an den Punkt, wo es schwierig wird, die Malerei in Worte zu fassen, da das Malen nichts mit Worten zu tun hat
Ich brauche eine Intuition. In meinen Denkräumen entsteht eine Verschmelzung aus Gedanken, Sehnsüchten und Träumen.
Mein Interesse findet das Hintergründige, das Unausgesprochene, das Bewegende und die Bewegung.
Die Kraft und die Motivation für meine Malerei beziehe ich aus meiner bisherigen Lebenserfahrung, meine Arbeit ist biographisch, hat mit Stimmungen, Gefühlen, positivem Denken und Liebe zu tun. Darauf muss ich mich einlassen um mich dem Zauber der Welt zu nähern und etwas zu schaffen, das so lebendig ist, wie das Leben selbst. Darin enthalten ist etwas Zeitloses.
Fasziniert bin ich vom Rhythmus der Farben, vom Licht erzeugendem Miteinander und Gegeneinander von Hell und Dunkel, von Farbharmonien und Farbenklängen. In meiner Malerei habe ich jede Freiheit. Es geht darum, das Denken mit den Träumen und dem Handeln, das heißt dem Malen, zu verbinden. Mit dem Rückgriff auf einen gewissen Bestand und dem Wissen über den Zustand des Weges, den ich bis hierher ging, ergibt sich eine stabile Basis, auf der ich weiter aufbauen kann.
Immer wieder muss ich Wasserflächen malen, hier besteht eine magische Anziehungskraft. Auch Steine ziehen mich in ihren Bann, in ihnen sehe ich Zeugen und Geschichtenerzähler über Gebirge, Meere und Eiszeiten, die die Gestalt unserer Erde geprägt haben. Diese Vorlieben, denen ich immer wieder mit meiner Malerei nachgehe, resultieren meiner Meinung nach schon aus frühester Jugendzeit. Meine liebsten Aufenthaltsorte waren Felder, Wälder und Gebirge, die ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufsuchte.
Der Aufenthalt in der Natur war für mich lebenswichtig. Auch später als ich mich mit Leidenschaft dem Hochseesegeln zu wandte, entstand auf meinen vielen Segelreisen im Mittelmeer und der Karibik eine tiefe Beziehung und Liebe zum Meer, die bis heute anhält. Alle Erfahrungen aus meinen Lebensabschnitten sind tief in mir verwurzelt und prägend in meine Malerei eingeflossen.
Es entstehen keine Abbilder, sondern Interpretationen parallel zur Natur und abstrahierte Landschaften, aber auch gänzlich abstrakte Bilder. Da ich mich nur von meinen Gefühlen leiten lasse, ist das Ende meist offen. Fertig ist ein Gemälde für mich erst, wenn eine gewisse Magie darin ist, die mich immer wieder lockt, auf das Bild zu sehen und meine Gedanken anregt.
Nachdem ich schon die verschiedensten Techniken durchmalt habe, bleibt die Malerei für mich spannend, da ich für die Ausführung meiner Ideen, die mir jeweils am interessantesten erscheinende Maltechnik auswählen kann, oder ich nehme mir von jeder etwas und male mit allem was mir zur Verfügung steht. So entstehen ganz neue Strukturen und Effekte.
Ein Motiv nehme ich meist als Anlass, Farbe darzustellen. Mich reizt der Farbklang, die Vibration der Farben, Licht und Schatten und damit die farbliche Gesamtwirkung. Dazu kommt noch, das ist mir sehr wichtig: Ein ausdrucksstarker Farbauftrag, ein lebhafter und interessanter Duktus der Pinselschrift oder des Spachtelauftrags. Mein Bemühen ist immer eine vielfältige Farboberfläche zu erreichen. In meiner Arbeitsweise möchte ich mich nicht festlegen lassen und benötige absolute Freiheit.
So habe ich immer wieder das Bedürfnis meine Techniken und Farbmaterialien zu wechseln um eine gewisse Dynamik in meiner Malerei aufrecht zu erhalten. Arbeite ich eine Zeit lang mit Acryl, so verlange ich bald wieder nach Ölfarben und umgekehrt. So bleibt meine Malerei ein spannendes Abenteuer das volle Hingabe erfordert und so auch überraschende Ergebnisse liefert. Irgendetwas, ich nenne es das „Unerklärbare“, treibt mich auf diesem Weg immer weiter und hilft mir sogar, wenn ich einmal strauchle, wieder aufzustehen und weiter zu gehen. Oft komme ich an Ecken und Biegungen, um die ich nicht herum sehen kann. Ich gehe einfach weiter, das „Unerklärbare“ schiebt mich, die Neugierde zieht mich.
Eigentlich habe ich gar keine rationale Mitsprache-Möglichkeit. Sehe ich dann auf die zurückgelegte Strecke, kann ich feststellen, dass sogar Misserfolge eine Bereicherung waren. Mein Bemühen ist, mich immer wieder bereit zu leben, damit ich von der Kreativität erfasst werde und sie ohne mich zu fragen durch mich hindurch als Malerei auf der Leinwand landet. Meine Gemälde werden durch das Leben erzeugt das ich lebe. Es kommt darauf an welches Leben man lebt und auf was man sich einlässt.
Nur so funktioniert bei mir Malerei, so ist sie für mich unverzichtbar.
Tom Krey
Tom Krey und sein Werk
von Claudia Hoffmann
Tom Krey ist nicht nur ein überaus vielseitiger Künstler, er ist vor allem eines: Landschaftsmaler aus Leidenschaft. Die Auseinandersetzung mit seinem Werk dürfte nicht nur für die Laudatorin, sondern auch für den Betrachter ein spannender Streifzug durch die Kunstgeschichte werden.
1947 in Hohenstein-Ernstthal geboren und aufgewachsen mit fünf Geschwistern, verbrachte Tom Krey seine Jugendjahre in Garmisch-Partenkirchen. Eine glückliche Zeit. Seine liebsten Aufenthaltsorte waren Felder, Wälder und Gebirge, die er bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufsuchte. Voller Abenteuerlust und zugleich von „ewigem Fernweh“ beseelt.
Im Jahre 1968 – Tom Krey arbeitete zu diesem Zeitpunkt als freiwilliger Sozialhelfer bei „Jeunesse et Reconstruction“ in Bordeaux und danach bei „Action Emmaüs“ von Abbé Pierre in Bordeaux – besuchte er auch den Louvre in Paris. Die Exponate in der klassischen Abteilung beeindruckten den jungen Mann sehr. Doch als er in die Orangerie, in den Pavillon der Impressionisten kam, war er regelrecht elektrisiert von den Bildern eines Claude Monet, von Sisley, Pissarro, Renoir, Cezanne, van Gogh und Gauguin. Er konnte „gar nicht genug bekommen von der herrlichen Pinselschrift und dem Duktus dieser Maler“.
Und obschon er von den Museumswärtern argwöhnisch gemustert wurde, weil er immer wieder zu nahe mit seiner Nase an die Leinwände kam, wie er mir einmal schmunzelnd erzählt hat, kann man bei der Begegnung mit den großen Impressionisten im Falle von Tom Krey mit Sicherheit von einer Initialzündung sprechen. Noch in Frankreich fing er an, mit Holzkohle zu zeichnen. In einem vierjährigen Studium der Malerei an der Axel-Andersson-Akademie in Hamburg und bei renommierten Malern wie Georg Kiste und Carl Ludwig Loreck führte er in München seine künstlerischen Explorationen fort.
1983 heiratet Tom Krey seine Frau Margret, 1991 wird seine Tochter geboren und 1993 Umzug nach Mechernich/Eifel der Heimat seiner Frau, die sich ihre starke Bindung immer bewahrt hat. An seinen Entschluss knüpfte Tom Krey eine einzige Bedingung: sich nach dem Umzug aufs Land ganz seiner Malerei widmen zu können.
Um dem neuen Lebensabschnitt einen ganz bewussten Start zu geben, unternahm Tom Krey eine fünftägige Wanderung von Mechernich nach Trier. Seine Eindrücke hielt er in Form von Skizzen und Notizen fest, die er später zu einem Buch vereinte. Das Buch beschreibt in meinen Augen nicht nur die topografische Entdeckungsreise durch eine bis dahin unbekannte Region: Trier war irgendwann nur noch zufälliger Zielort. Nein, es beschreibt im Grunde Tom Kreys Weg zur Malerei selbst: „Ich spüre, dass die Kunst in der Natur ist. Sie aus ihr herauszulösen ist eine wunderbare Aufgabe – ich muss es tun!“
In den Mechernicher Anfangsjahren malte Tom Krey in bester impressionistischer Pleinair-Tradition im Freien, direkt vor dem Motiv. Er begann, die Atmosphäre der Tages- und Jahreszeiten, das Schillern der Farben im Spiel des Sonnenlichtes auf die Leinwand zu bannen. So visualisierte er die sichtbare Atmosphäre eines Augenblicks und spürte in seinen Bildern dem Geheimnis der Dinge nach.
Wie die jüngere Malergeneration nach 1880, experimentiert auch Tom Krey in der Folge mit neuen Formen und Techniken. Hier wie dort fand sich die Antwort – zumindest vorläufig – in einer Malweise, die von dem großen französischen Maler Georges Seurat um das Jahr 1883 entwickelt wurde. Sie stützte sich auf die damals neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse der Licht- und Farbentheorie.
Tom Krey experimentierte weiter, nahm statt des Pinsels eine kleine Spachtel zur Hand und entwickelte eine eigene Technik, die er „Sectorismus“ nannte.
Hierbei werden die Punkttupfer des Pointillismus zu Flächen erweitert, die wie kleine Farbschollen nebeneinander liegen. Grenzlinien in Form von Farberhebungen oder als offen gelassene Untergrundfarben setzen die benachbarten Flächen klar voneinander ab, unterteilen sie in „Sectoren“. Durch die hochstehenden Randlinien erhalten die Bilder sogar einen haptischen Charakter.
Ein immer wiederkehrendes Thema bei Tom Krey ist das Wasser. Eine auf vielen Segelreisen entstandene, tiefe Beziehung und Liebe zum Meer. Die Faszination für Naturphänomene, die durch die gewaltigen Kräfte von Wasser, Licht und Sturm ausgelöst werden, lässt mächtige Wellenberge auf der Leinwand wachsen. Dabei gehen Blau-, Grün-, Rot- und Gelbtöne Verbindungen ein oder setzen sich voneinander ab, formen Wasser- und Uferlandschaften, gewinnen je nach Jahreszeit und Wetterlage die Vorherrschaft über das Bild. Licht, Himmel, Erde, Wasser und Wolken verbinden sich zu malerischen Schöpfungen, mit denen Tom Krey über das Spiel mit den Elementen das Wesen der Natur zu greifen sucht. Es entstehen keine Abbilder, sondern Interpretationen parallel zur Natur.
Indem er der Wandlungsfähigkeit sowohl der Umgebungen wie auch seiner eigenen Stimmung Ausdruck verleiht, schafft er ein Kaleidoskop mannigfaltiger Formen und Eindrücke, die eine ganz eigene Atmosphäre entstehen lassen. Schon lange hat Tom Krey die Maxime des großen deutschen Malers Caspar David Friedrich verinnerlicht, der einst forderte, dass ein Maler nicht nur malen solle, was er vor sich sieht, sondern vor allem auch, was er in sich sieht.
In den folgenden Jahren erprobte Tom Krey auf seinem künstlerischen Weg weitere malerische Methoden. Alle Wege führten schließlich zur Abstraktion. Für Tom Krey ist die Grenze zwischen der gegenständlichen und der abstrakten Malerei ohnehin fließend. Schon die Wahrnehmung selbst, das malerische Sehen der Wirklichkeit sei naturgemäß eine Interpretation.
Der Künstler abstrahiere, indem er einen optischen Eindruck aufschlüsselt, Einzelheiten selektiert, störende Details aus seiner Komposition entfernt, andere wiederum stärker betont.
Viele Landschaftsformationen sind für Tom Krey nicht nur als Motiv „an sich“ interessant. Ihre eindrucksvollen geometrischen Formen und Strukturen bieten auch den Grundriss eines abstrakten Entwurfs, der sich dann im Atelier zur völligen Abstraktion verdichten lässt. Früher habe er seine Farben zur Darstellung eines Motivs benötigt: Heute nehme er ein Motiv, um seine Farben darzustellen, sagt Tom Krey.
Die Farbe „Schwarz“ wird man indes auf allen seinen Bildern vergeblich suchen. „Auf dieser Welt gibt es so viel Elend und Aggressivität, dass ich es nicht notwendig erachte , den Menschen über die Augen noch mehr Schwärze und Tragödien zuzuführen“, schreibt er schon damals in seinem Buch. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ein Bild zu malen ist für ihn wie „Gutes zu retten“.
Und dennoch verbirgt sich hinter seinen Bildern zuweilen auch Kritik an globalen gesellschaftlichen Phänomenen. Wie im Falle der beiden – wie ich finde, sehr ausdrucksstarken, figurativen Bildern mit den Titeln „Höher, weiter …“ und „…schneller !“, die erst im Zusammenspiel ihre eigentliche Bedeutung entfalten. Sie symbolisieren die Schere zwischen den Industrienationen und der Dritten Welt: Während es die einen auf einem Drahtseil – gewissermaßen ohne Netz und doppelten Boden – auf die Spitze treiben, kommen die anderen nicht hinterher. Als einzige Errungenschaft besitzen sie Jeans und Turnschuhe. Auf der gegenüberliegenden Seite wartet unterdessen schon der nächste Drahtseilakt-Kandidat auf seinen Einsatz. Der Pfeil am unteren Bildrand zeigt, dass es jeweils nur in eine Richtung geht.
Im Laufe vieler schaffensreicher Jahre hat sich Tom Krey eine große Bandbreite erarbeitet. Die Malerei bleibt für ihn spannend, denn er kann für die Ausführung seiner Ideen heute die ihm jeweils am interessantesten erscheinende Maltechnik auswählen. Malte er früher zu den Klängen sphärischer Musik, liebt er heute die Stille in seinem Atelier. Jeder Abschnitt, jede Etappe seines Lebens hat im Rückblick einen Sinn.
So wendet sich auch vermeintlich Gescheitertes letztlich zum Erfolg. Denn fehlt die Magie, die sich Tom Krey von seinen Bildern wünscht, dann stellt er eine Leinwand auch schon mal an die Seite. Nimmt sie nach einer Weile wieder hervor und entdeckt Überraschenes. Ein altes Bild wird plötzlich wieder ganz wertvoll und zum Ausgangspunkt für eine neue Komposition. Durch den Einsatz neuer Techniken – wie dem Airbrush – erzielt Tom Krey zuweilen ungeahnte Effekte und das Bild erhält dadurch die erhoffte Harmonie. „Man muss dem Zufall eine Chance geben“, findet Krey. Der andauernde Prozess der Veränderung einer Landschaft findet damit sein Äquivalent in den Spuren des malerischen Prozesses.
Die Eifel war und bleibt für Tom Krey eine Landschaft, die Emotionen weckt. Von hier kommt der „Input“, der sich mit vergangenen Erlebnissen verbindet. Aus dieser Mischung ergeben sich neue Wünsche, Sichtweisen, Ideen und Inspirationen, die Tom Krey weiter führen auf seinem Weg. Eine Verschmelzung aus Gedanken, Sehnsüchten und Träumen. In seiner Malerei hat er jede Freiheit. „So versuche ich immer wieder, mich bereit zu leben, damit die Kreativität mich findet und – ohne mich zu fragen – durch mich hindurch als Malerei auf der Leinwand landet“, sagt Tom Krey.
Wenn ich Sie jetzt einlade zu dem, was Tom Krey einen „Augenspaziergang“ nennen würde, dann begegnen sie beinahe allen künstlerischen Phasen und Materialien. Im Bild „Einfach nur da“ der frühen Lasurtechnik Tom Kreys mit dem dünnen, fast transparent erscheinenden Farbauftrag. Im Bild „Hinter dem Horizont“ den mit Spachtel pastos aufgetragenen Ölfarben. Sie begegnen der Einheit der spirituellen Kraft von Yin und Yang, dem Kompositionsprinzip des Goldenen Schnitts, der magischen Anziehungskraft der Wasserflächen, der zurückhaltenden Pastellkreide und den regelrechten Farbexplosionen in Acryl.
Sie begegnen dem neoimpressionistischen „Odysseus“ an Kreys Lieblingsankerplatz in der Bucht von Ithaka am Ionischen Meer. Gleich daneben – in schöner Dramaturgie – auch dem griechischen Fischer bei der Verrichtung alltäglicher Handgriffe. Ein Bild, in dem Tom Krey den Betrachter zum heimlichen Beobachter macht. Steine werden zu Geschichtenerzählern über Gebirge, Meere und Eiszeiten, die die Gestalt unserer Erde geprägt haben. Und Sie begegnen der puren Lebensfreude an der Amalfi-Küste im abstrakten Werk mit dem Titel „Compositano“.
Und vielleicht geht es Ihnen auf Ihrer Entdeckungsreise in die malerische Welt des Tom Krey wie mir. Wenn Sie bei der Betrachtung eines oder sogar mehrerer Bilder ganz intensiv empfinden: „ Zwischen Dir und dem Horizont liegt das Leben.“
Claudia Hoffmann ist Feuilletonistin beim „Kölner Stadtanzeiger“.
BLUE EXPERIENCE
in Ölpixel–Technik auf Leinwand, 2022, 130 x 100 cm
in der Ausstellung „Ins Blaue hinein…“ im KunstForumEifel Gemünd vom 6. Oktober bis 23. November 2024
Der Anblick des Zugspitz – Massivs an einem sonnigen Januartag 2022, bei einem Ausflug mit meiner Frau und Tochter in meine Jugendzeit – ich wuchs in Garmisch – Partenkirchen neben der Zugspitze auf und bestieg sie auch selbst 1980 von Garmisch aus – vermittelte mir wieder einen intensiven Eindruck seiner großen und geheimnisvollen Schönheit. Dieser Eindruck war stark genug, von meinem Geist Besitz zu ergreifen, von der Seele. Dort ist die Konzeption eines Bildes. Ein Bild, das für das Auge das sein soll, was die Musik für das Ohr ist.
Die lichtdurchflutete Vision der monumentalen, vertikalen Landschaft der Zugspitze in der Mittagssonne an einem Wintertag, wurde zum malerischen Ereignis. Ich versuchte, mit meinen spezifischen stilistischen Mitteln und einer subtilen atmosphärischen Tonalität der Palette die leuchtende, brillante Farbensinfonie mit der Ausdruckskraft und Gegenüberstellung der Farben, auf der Leinwand zu interpretieren. Die starke Sonneneinstrahlung in klarer, kalter Luft verwandelte im Atelier die gigantische, den Horizont versperrende Wand in ein Universum von Licht und Farbe, in reine Malerei. Kein Punkt ist dabei zufällig, alles notwendig!
Beim Anblick des Gebirges – BLUE EXPERIENCE – hat man das gleichzeitige Gefühl der Nähe und der Ferne und fühlt in meditativer Stille die mystische Erhabenheit seines gewaltigen Eindrucks.