Künstler spezial: Katharina Fischborn

Kontakt

Richard-Wagner-Straße 2
D – 55450 Langenlonsheim

Telefon: 00 49 67 04 24 42
Mobil: 00 49 17 32 92 15 32
E-Mail: katharina@freylinart.de
Internet: www.katharina-fischborn.de

 

Vita

Ausbildung

  • 1999-2004 – Studium der Freien Bildenden Kunst an der Akademie für Bildende Künste der Johannes Gutenberg-Universität Mainz / Zeichnung bei Prof. Dieter Brembs
  • 2004 – Diplom
  • 2004-2006 – Meisterschülerin bei Prof. Peter G. Lieser – Umweltgestaltung
  • 2006 – Abschluss im Vertiefungsstudium

Preise & Stipendien (Auswahl)

  • 2015 – Förderpreis für Kunst und Kultur 2014 der Stadt Bad Kreuznach
  • 2010 – WANTED, Arbeitsaufenthalt im Kulturhuef/Druckmuseum, Grevenmacher, Luxembourg
  • 2006 – Stadtdrucker-Preis der Stadt Mainz, 2006/2007

Mitgliedschaften

  • seit 2010 – Internationale Vereinigung der Holzschneider XYLON/ Deutsche Sektion e.V.
  • seit 2003 – Mitglied AKM Koblenz

Einzelausstellungen

  • 2017 – es ist so, Museum Pachen Rockenhausen
  • 2017 – Druckzeit, Galerie SEHR, Koblenz
  • 2017 – Nähe ausloten, Neuer Worpsweder Kunstverein (mit Sonja Koczula)
  • 2016 – INNERE ARCHITEKTUREN, Schloßparkmuseum, Bad Kreuznach
  • 2015 – Schritte in der Zeit, Galerie Augarde, Daun
  • 2014 – SehnSuchtsOrte, Zwölf Apostel Kirche, Frankenthal
  • 2013 – anverwandeln, Galerie Riedel, Frankenthal
  • 2012 – durchgängig, Galerie Brötzinger Art e.V., Pforzheim
  • 2012 – bewegt, Städtische Galerie, Neunkirchen/Saar
  • 2011 – KATHARINA FISCHBORN, AKM Künstlerhaus Metternich, Koblenz
  • 2009 – GITTER DRUCKE, Essenheimer Kunstverein, Essenheim
  • 2007 – Schnitte, Stadtdrucker-Preis 2006/2007 der Stadt Mainz, Gutenberg-Museum
  • 2006 – Stellwerk, NS-Dokumentationszentrum RLP, Gedenkstätte KZ Osthofen
  • 2004 – Linienkörper, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

  • 2018 – Exhibition Untitled TZT 018, Galerie Bos Fine Art, 2513 AB Den Haag, NL
  • 2017 – Arbeiten auf Papier, Kahnweiler-Preis 2017 und Finalisten, MUSEUM PACHEN, Rockenhausen
  • 2017 – papier = kunst 9 Neuer Kunstverein Aschaffenburg e.V., Aschaffenburg
  • 2016 – DRUCKREIF, Kloster Bentlage, Rheine
  • 2015 – ANONYME ZEICHNER* 2015
  • 2015 – DRUCKREIF, XYLON Deutschland, Spendhaus Museum, Reutlingen, Drostei Pinneberg
  • 2015 – Reflets d´Artistes, Galerie op der Kap, Capellen, Luxembourg
  • 2015 – entschieden indirekt, u.a. Richard Haizmann Museum, Niebüll, Städt. Galerie, Offenburg
  • 2015 – Kunst trotz(t) Demenz, Kunsthalle Recklinghausen, Kaserne Rossstall, Basel etc.
  • 2011 – UFERFILTRAT, Kunsthalle white BOX, München
  • 2008 – Große Kunstausstellung 2008, Zeichnung, Haus der Kunst, München
  • 2006 – Dal Profondo, Kästrich, Mainz

 

Katharina Fischborn
von Hermann-Josef Hoffmann

Katharina Fischborn wurde 1948 in Bingen am Rhein geboren und wuchs in einer der schönsten Landschaften am Tor zum Rheingau auf. So wurde sie geprägt von Haus und Hof, Wiesen und Feldern, notwendiger Arbeit und dem Drang nach Freiheit. Diese Urerfahrung verinnerlichte sie mit dem Wunsch, einmal Kunst zu studieren.

Doch erst 1999, als Sohn und Tochter erwachsen waren und bereits studierten, begann sie ein Studium im Fach Zeichnen und Holzhochdruck bei Prof. Dieter Brembs an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und schloss es 2004 mit dem Diplom ab. Als Meisterschülerin belegte sie bei Prof. Peter G. Lieser das Fach Umweltgestaltung bis März 2006, um ihren Blick für den größeren Raum im Außen- und Innnenbereich zu erweitern.

Kurz darauf erhielt sie den Stadtdruckerpreis der Stadt Mainz (2. Mai 2006). Dieser Preis wurde ihr wegen besonderer Leistungen auf dem Gebiet der Präge- und Hochdruckgrafik zugesprochen, woraufhin ihr weiterführender künstlerischer Weg mit vielen Einzel- und Beteiligungsausstellungen begann.

Kennen gelernt hatten meine Frau und ich Katharina Fischborn im August 2012 in Bitburg bei der Eröffnung des dortigen Skulpturenparks am Haus Beda. Schon wenige Tage danach haben wir sie in ihrem Atelier in Langenlonsheim aufsuchen können, da wir zufällig im Nachbarort Urlaub machten.

Ihr Arbeitsmaterial ist einfaches Zeichenpapier bis zu feinsten japanischen Papieren, Bütten und andere Druckpapiere; gewöhnliches Pappelholz als Druckstöcke, oft in den Maßen 40 cm x 20 cm oder 200 cm x 40 cm; auch Balsaholz, sowie Pinsel, Graphit- und Buntstifte zum Zeichnen und Hohleisen für die Holzschnitte.

Dabei ist der künstlerische Ansatz bei ihr die Linie; im lateinischen Sinne als „lineus“: Linnen, aus dem Schnüre und Seile gemacht wurden. Auf Papier zeichnet sie Linien parallel gezogen, oft in ganz geringem Abstand, mit sicherer Hand, wobei kaum Ansätze in der Führung festzustellen sind; so souverän fasst sie den Stift. Ebenso sicher hantiert sie mit dem Stecheisen bei der Ausführung ihrer Linien im Druckstock. Dabei entstehen sehr lebendige Bewegungsformen in allen Druckformaten.

Man wird bei dieser bewegten Linienführung erinnert an den lat. Ausdruck „lineam mittere“- „die Angelschnur auswerfen“, doch niemals an die Richtschnur der Maurer- oder Zimmerleute, die „rectis liniis“, also „gerade“ verlaufen muss.

Als sie uns bei unserem Besuch zuerst ihre Bewerbungsmappe („Strömungsbuch“) von 1999 vorlegte mit rechteckigen Seitenformen von 26 mal 18 cm und 120 Zeichnungen, verstummte ich im Inneren über die Innigkeit und Anmut der Zeichnungen, nie zentrisch angesetzt, sondern immer zu einer raumbildenden Komposition auf der Blattfläche ausgeführt, beruhigend und wie ein Stundenbuch zu lesen. Diese Arbeit könnte ich mir gedruckt als “breviarium artium“ vorstellen.

Bei aller Verkürzung auf die wesentlichen Ausdrucksformen kann man erahnen, welch schöpferische Potenz ihre Arbeitsweise in sich trägt. Diese archetypische Ausdruckskraft geht nirgendwo verloren; haptische Darstellungsmomente werden sorgfältig vermieden, selbst bei den voluminösen Wand-Installationen. Qualitative Kunst erweist sich in der Beschränkung der Mittel und der Verdichtung des Ausdrucks, während die Darstellung, um es nach einem psychologischen Vergleich nach C.G. Jung auszudrücken, ein Zeigemodus ist, bei dem alle anderen Beweggründe sichtbar werden können.

Es gelang Katharina Fischborn sehr bald, aus dem – philosophisch gesprochen – essentiellen Element der Linie ein „continuum procedens“ zu machen (vgl. ihre Arbeiten im Pavillon des Botanischen Gartens, Uni Campus Mainz, Juli 2005). Ihre „Gitterdrucke“ entstehen mit horizontal und vertikal verschobenen Druckplatten vom Balsaholz, die alle mit der Hand auf Papier abgerieben werden. Im Sinne der Weiterentwicklung bot sich ihr an, die Druckbahnen in Streifen zu schneiden (rote Streifen mit weißem Rand), um sie dann gebündelt als Hochdruck-Installation von bis zu 600 Druckstreifen je 3 Meter lang und 2 cm breit an einem Leichtmetallgestell an der Decke aufzuhängen; genannt „Diaphane Bindung“ (griech.: durchsichtige Bindung).

Diese Blockbildung von Streifen kann also sehr variabel in vorgegebenen Räumen als künstlerisches Element zu einer strukturellen Raumteilung eingesetzt werden: so schon 2007 in einer Rauminstallation, in der sieben 21 m lange Druckträger aus Japanseidenpapier mit je 100 Drucken bis zur Decke des Ausstellungsraumes im Gutenberg Museum hoch geführt wurden (“Chorische Anordnung“).

2014 zeigte sie beispielsweise in einer Kirche bis zu 12 m lange Bahnen, die vom Eingang bis zum Altar gezogen waren, in Anlehnung an „bleiben-kommen-gehen“ nach Samuel Becket. Hier wurde offenbar der Versuch unternommen, eine Welt-immanente Transzendenz anzusprechen, die nicht im Gegensatz zur Transzendenz des Religiösen und Absoluten steht.

Die wellenförmigen Bahnen (vgl. Reutlingen 2008 ) würde ich “Kymatoplexe Ordnungen“ nennen – wie „wogengepeitscht“, um beim Griechischen zu bleiben. Bekanntlich wandert eine Welle kreisförmig fort; und aus dieser Wellenbewegung entsteht in der Breite eine zylindrische Ausformung, wie sie Katharina Fischborn in ihren Rollen „glasgrün“ (2010) bewusst oder unbewusst festhält.

In ihrem Werk zeigt sich bei aller Bewegtheit auch ein Hang zu Beschaulichkeit und Stille; vgl. die „Weißen Blätter“ (2012) in mehrschichtigen Farbhochdrucken mit Offset- und Wasserfarbe auf Wenzhou- und Büttenpapier und darüber gelegter Skalpellzeichnung. Sie sind in ihrer statisch kraftvoll versteckten Farbsprache wie eine Ikone zum Innehalten und Ausruhen. Oder um es in einem sprachlichen Bild auszudrücken: die „linea continua procedens“ kann auch gelegentlich zum „nunc stans“ werden („im Jetzt verweilen“).

Bei Katharina Fischborn soll „ …Bei aller kühl planenden Vorbereitung und Überlegung zur Ästhetik der Präsentation bis hin zur sachgerechten Materialbehandlung [soll] schließlich sichtbar und fühlbar werden, dass die Linie in jeder Verkleidung mehr sein kann als die Summe ihrer formalen Qualitäten: Sie ist Lebenszeichen und Lebensspur.“ (Prof. Dieter Brembs, „Ein Weg der Linie“; Projektebuch Katharina Fischborn, im Rahmen der Verleihung des Stadtdruckerpreises 2006/2007 der Stadt Mainz, Gutenberg-Museum der Stadt Mainz )

Hermann Josef HOFFMANN, 1925 Elben/Sieg. Nach dem Abitur 1943 Kriegsdienst; bis 1948 in russischer und polnischer Gefangenschaft. Studium der Philosophie und Theologie in Trier. 1954 – 1969 als Kaplan und Pfarrer tätig, 1970 Dispenz und Heirat. Als Oberstudienrat in Religion und Geschichte bis 1990 tätig. Mit Ehefrau in Münstermaifeld Kulturverein und Stiftung gegründet (Kunstausstellungen, klassische und zeitgenössische Musik, Denkmalpflege). Wohnt in Klausen, Kreis Wittlich.